Meßkirch - Blasmusiker
sind sie alle lang zuvor gewesen. Verena Oschwald, Roland
Mauz und Ingo Dreher vereint jedoch die Liebe zu einem
besonderen Instrument: Sie alle spielen Alphorn.
Dass sich in und um Meßkirch
immerhin sieben Musiker zu einer Alphorngruppe zusammengeschlossen
haben, ist eher ungewöhnlich. Schließlich liegt Meßkirch
nicht am Fuße der Alpen – eine Tradition kann das anspruchsvolle
Instrument hierzulande also nicht beanspruchen. Entsprechend
sind die Musiker unverhofft zu ihrem Instrument gekommen.
Roland Mauz hat auf einem Fest in Pfullendorf ein Alphorn
gehört – und spontan beschlossen, dass er ein solches
besitzen müsse. Verena Oschwald wiederum hat ein Bericht
im Fernsehen über Alphörner inspiriert. „Mein Mann hat
es mir dann zum 40. Geburtstag geschenkt.“
Für spontan Begeisterte kann allein die Anschaffung
des Instruments zum Problem werden: Ein Alphorn kostet
um die 2000 Euro – man sollte sich angesichts des materiellen
Werts also einigermaßen sicher sein, dass der eigene
Enthusiasmus anhält. Ein Vorteil eint die Mitglieder
der Meßkircher Alphorngruppe: Alle spielten bereits
ein Blasinstrument. Ohne diese Vorkenntnisse sei der
Einstieg ins Alphornblasen ungleich schwieriger, versichern
die drei.
Gegründet wurde die Alphorngruppe in den 90er Jahren.
Egon Gommeringer, Thomas Stengele und Michael Muffler
hätten sich damals zusammen getan, berichtet Roland
Mauz, „aus Langeweile“ beschlossen sie, ein Instrument
zu spielen, das nicht alltäglich ist. Lange Zeit blieb
das Alphornblasen in Meßkirch eine Männerdomäne – bis
Verena Oschwald zur Gruppe dazustieß. „Als es hieß,
dass eine Frau kommt, waren wir erst skeptisch“, räumt
Ingo Dreher ein. Zuvor war die Gruppe eine eingespielte
Männerrunde. „Sie hat sich dann aber sehr gut verkauft“,
schmunzelt er.
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Inzwischen hat die eingespielte Gruppe ein Repertoire
entwickelt, das auch für Kenner ungewöhnlich ist: „Wir
spielen zum Beispiel auch Aida“, erklärt Roland Mauz.
In der Regel beschränken sich Alphornbläser auf die traditionellen,
getragenen Weisen, die in den Alpentälern gespielt werden.
Dies allein schon, weil man mit dem Instrument nur die
Naturtöne spielen kann, die Halbtöne fehlen. Mit Geschick
beim Arrangement klappen aber auch andere Genres: „Wir
spielen auch Blues, Reggae, Polka“, erläutert Ingo Dreher.
Auf diese Weise könne man die Aufmerksamkeit des Publikums
viel länger halten – es ist eben nicht alltäglich, wenn
ein Popsong auf dem Alphorn erklingt.
Die Aufgabe des Arrangierens fällt in der Regel Roland
Mauz zu, der auch die Rolle des Dirigenten übernimmt.
Doch das Repertoire lebt von der Kreativität der Musiker.
Ingo Dreher beispielsweise ist Mitglied der Partyband
Kehlbach Express und kann sein Können auf dem Alphorn
somit doppelt verwerten.
So einfach, wie es aus den Erzählungen der Musiker klingt,
ist das Spiel auf dem 3,64 Meter langen Instrument wohl
nicht. Seit sechs Jahren spielt Verena Oschwald nun, anfangs
habe sie täglich geübt. Frauen wagten sich selten an das
Instrument, was sie nicht verstehe. Allerdings gilt das
Alphorn als schwer zu blasen – und zu tragen.
Weiterentwickeln wollen sich die sieben Musiker auch:
Dazu haben sie kürzlich einen Workshop beim Alphorntreffen
in Rothenbach im Allgäu besucht. Der Dozent, Berthold
Schick, sei für einen experimentellen Zugang bekannt –
sie hätten viele Anregungen mitgenommen. Die Modernität
ihres Zugangs möchten sie ihrem Publikum bieten – dem
Alphorn soll in Meßkirch nichts Angestaubtes anhaften. |