> Pressespiegel > Bericht: Südkurier, 30. August 2013
 

Alpenflair mit Pep

Alphorngruppe mit ungewöhnlichem Repertoire - 
Musiker entlocken Traditionsinstrument neue Töne

            

  Die Meßkircher Alphorngruppe fast komplett: Verena Oschwald, Michael Brennenstuhl,
  Roland Mauz, Thomas Stengele und Ingo Dreher (von links), es fehlt Andreas Duffner
  Bild: Privat

Meßkirch - Blasmusiker sind sie alle lang zuvor gewesen. Verena Oschwald, Roland Mauz und Ingo Dreher vereint jedoch die Liebe zu einem besonderen Instrument: Sie alle spielen Alphorn.

Dass sich in und um Meßkirch immerhin sieben Musiker zu einer Alphorngruppe zusammengeschlossen haben, ist eher ungewöhnlich. Schließlich liegt Meßkirch nicht am Fuße der Alpen – eine Tradition kann das anspruchsvolle Instrument hierzulande also nicht beanspruchen. Entsprechend sind die Musiker unverhofft zu ihrem Instrument gekommen. Roland Mauz hat auf einem Fest in Pfullendorf ein Alphorn gehört – und spontan beschlossen, dass er ein solches besitzen müsse. Verena Oschwald wiederum hat ein Bericht im Fernsehen über Alphörner inspiriert. „Mein Mann hat es mir dann zum 40. Geburtstag geschenkt.“

Für spontan Begeisterte kann allein die Anschaffung des Instruments zum Problem werden: Ein Alphorn kostet um die 2000 Euro – man sollte sich angesichts des materiellen Werts also einigermaßen sicher sein, dass der eigene Enthusiasmus anhält. Ein Vorteil eint die Mitglieder der Meßkircher Alphorngruppe: Alle spielten bereits ein Blasinstrument. Ohne diese Vorkenntnisse sei der Einstieg ins Alphornblasen ungleich schwieriger, versichern die drei.

Gegründet wurde die Alphorngruppe in den 90er Jahren. Egon Gommeringer, Thomas Stengele und Michael Muffler hätten sich damals zusammen getan, berichtet Roland Mauz, „aus Langeweile“ beschlossen sie, ein Instrument zu spielen, das nicht alltäglich ist. Lange Zeit blieb das Alphornblasen in Meßkirch eine Männerdomäne – bis Verena Oschwald zur Gruppe dazustieß. „Als es hieß, dass eine Frau kommt, waren wir erst skeptisch“, räumt Ingo Dreher ein. Zuvor war die Gruppe eine eingespielte Männerrunde. „Sie hat sich dann aber sehr gut verkauft“, schmunzelt er.

Inzwischen hat die eingespielte Gruppe ein Repertoire entwickelt, das auch für Kenner ungewöhnlich ist: „Wir spielen zum Beispiel auch Aida“, erklärt Roland Mauz. In der Regel beschränken sich Alphornbläser auf die traditionellen, getragenen Weisen, die in den Alpentälern gespielt werden. Dies allein schon, weil man mit dem Instrument nur die Naturtöne spielen kann, die Halbtöne fehlen. Mit Geschick beim Arrangement klappen aber auch andere Genres: „Wir spielen auch Blues, Reggae, Polka“, erläutert Ingo Dreher. Auf diese Weise könne man die Aufmerksamkeit des Publikums viel länger halten – es ist eben nicht alltäglich, wenn ein Popsong auf dem Alphorn erklingt.

Die Aufgabe des Arrangierens fällt in der Regel Roland Mauz zu, der auch die Rolle des Dirigenten übernimmt. Doch das Repertoire lebt von der Kreativität der Musiker. Ingo Dreher beispielsweise ist Mitglied der Partyband Kehlbach Express und kann sein Können auf dem Alphorn somit doppelt verwerten.

So einfach, wie es aus den Erzählungen der Musiker klingt, ist das Spiel auf dem 3,64 Meter langen Instrument wohl nicht. Seit sechs Jahren spielt Verena Oschwald nun, anfangs habe sie täglich geübt. Frauen wagten sich selten an das Instrument, was sie nicht verstehe. Allerdings gilt das Alphorn als schwer zu blasen – und zu tragen.

Weiterentwickeln wollen sich die sieben Musiker auch: Dazu haben sie kürzlich einen Workshop beim Alphorntreffen in Rothenbach im Allgäu besucht. Der Dozent, Berthold Schick, sei für einen experimentellen Zugang bekannt – sie hätten viele Anregungen mitgenommen. Die Modernität ihres Zugangs möchten sie ihrem Publikum bieten – dem Alphorn soll in Meßkirch nichts Angestaubtes anhaften.

Horn mit Charakter

Das Instrument: In der Regel ist ein Alphorn 3,64 Meter lang und auf F oder Ges gestimmt. Das Instrument ist zum Transport in drei Teile zerlegbar. Gefertigt werden Alphörner aus Fichtenholz oder aus teurerem Erlenholz. Inzwischen gebe es auch Carbonhörner, so Roland Mauz. Das Alphornspielen liegt im Trend, reguläre Kurse oder Unterricht gibt es aber nicht. 

Die Gruppe: Mehr über die Alphorngruppe erfährt man unter
www.alphorngruppe-messkirch.de


Claudia Wagner, Südkurier Meßkirch, 30.08.2013